Re: Zahlengeschichte
von Anaeijon » 8. April 2010 01:33
"Äh..", der Gedankensprung von Gartenzwergen und Radios hin zu Kaninchen verwirrte mich ein weiteres Mal, nachdem ich mich eigentlich wieder gefangen hatte, "wenn die so ähnlich wie Katzen gehalten werden ja, aber ich bezweifle mal, dass die Schwein in Speckmantel mögen.."
"Da könntest du recht haben", lachte Chris mir vom Kaffee wieder munter geworden entgegen.
"Aber Tanja kennt sich doch bestimmt mit Kaninchen aus. Die hatte doch früher selbst mal welche."
Wir drei, Tanja, Chris und ich, waren gute Freunde und kannten uns von der Uni. Obwohl wir alle drei total andere Fächer studiert hatten, hatten wir uns über drei Ecken hinweg kennengelernt und waren direkt zu einem dicken Freundetrio geworden. Wir sind zusammen auf Ausflüge gefahren, hatten Partys und alles Mögliche verrückte, was man als Student so macht, erlebt. Wir hatten uns auch immer in der Mensa beim Essen getroffen und die neusten News aus Kunst, Literatur und dem Technikuniversum ausgetauscht, denn das waren unsere Studienfächer.
Tanja war eine, wie ich finde, äußerst talentierte und geniale Künstlerin, was ihre Zeichnungen genauso wie die Bilder und eigentlich alle komischen Gebilde, die sie erschuf, betraf; Chris, dem der Ruf eines Computer-Freaks anhaftete, hatte sich ein Informatikstudium angetan und ich, ich wusste ersteinmal garnicht was ich nach der Schule machen sollte, bis sich dann eines schönen Tages ein Unfall in dem Buchladen meines Vertrauens ereignete.
Ich hatte diesen aufgesucht, um mir ein neues Buch zu kaufen, dass ich unbedingt lesen wollte. Eine Kollision zwischen meinem Kopf und einem Handbuch für Redakteure, das sich dazu entschieden hatte heute mal zur Abwechslung nicht im Regal stehen zu bleiben, sondern sich etwas zu bewegen, sodass ihm der Stoß des ungeschickten Praktikanten auf der anderen Seite des Bücherregals gerade recht kam, sowie die anderen einundzwanzig Bücher, die dem Redakteurhandbuch, das sich nach einem Kurzen Balance-act auf meinem Kopf gepflegt in meine Hände einsortiert hatte, folgten, hinderten mich jedoch erheblich daran. Da ich generell gerne und viel las, brachte mich dieses Ereignis, das mein Kopf übrigens nicht so lustig fand und mich mit einem ganzen Tag Kopfweh bestrafte, im Endeffekt auf die Idee, Literatur zu studieren und Redakteurin zu werden. Glücklicherweise wurde mir schon nach wenigen Wochen klar,dass sich das Redakteurhandbuch genau die Richtige ausgesucht hatte.
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Während ich noch über Schicksal, Zufall und Glück nahdachte, öffnete Chris die Tür und Tanja kam herein.
Chris freundliche Begrüßung nahm sie ebenso wenig wahr, wie seine Tasche, über die sie stolperte.
Tanja war etwas komisch, wenn sie Zeichnete - und das tat sie sehr oft.
Es war auch schon vorgekommen, dass sie beim Nachbarn geklingelt hatte, wobei es mich immer wieder erstaunte, wie nah sie jedes mal an der richtigen Tür landete.
Sie hatte wie fast immer einen Notizblock in der Hand, in dem sie mit dem hässlichen, bereits abgegriffenen Bleistift ununterbrochen kritzelte.
Chris musste erstmal kräftig an ihrer Schulter ruckeln, damit sie ihn überhaupt wahrnahm.
Natürlich war sie daraufhin sauer, da sie mit ihrem Bleistift abgerutscht war, doch das waren wir gewöhnt und durch gutes Zureden war die Sache innerhalb von Sekunden vergessen.
Jetzt konnte Chris sie endlich nach den Kaninchen fragen.
"Ihr hattet doch mal Kaninchen?"
Tanja wirkte verdutzt.
"Ähm, ja, also mein Stiefvater hatten mal eine ziemlich große Zucht."
"Dann weist du doch sicherlich einiges über sie." Vermutete Chris.
"Leider nicht." Musste Tanja ihn enttäuschen, "Als meine Mutter ihn heiratete zog mein Stiefvater vom Land zu uns in die Stadt.
Von den Kaninchen verkaufte er nur die besten Tiere an andere Züchter.
Die restlichen zweiundzwanzig wurden geschlachtet oder verschenkt."
Chris guckte sie etwas missgelaunt an.
"Aber ich könnte dir helfen, wenn du wissen willst, wie man sie zubereitet." versuchte Tanja ihn aufzumuntern, was jedoch genau das Gegenteil bewirkte.