da dieser Bereich ja noch etwas leer aussieht, habe ich beschlossen, doch mit meiner Rezensionsreihe anzufangen (selbstverständlich nach Rücksprache mit den Moderatoren). Beginnen möchte ich mit einem Buch, was ich noch gar nicht zu Ende gelesen habe, von dem ich aber schon jetzt weiß, dass mich das Ende ärgern wird...
Autorin: Tami Hoag
Name: Night Sins (englischer Name, den deutschen weiß ich gerade nicht)
ISBN: 978-0-553-59215-3 (technisch gesehen nicht ISBN, sondern EAN, aber egal)
Genre: Krimi
Wie bin ich zu diesem Buch gekommen:
Vor ein paar Wochen hab ich einen Film kopiert und bei der Gelegenheit auch mal wieder angesehen. Es handelte sich um die Verfilmung dieses Buches ("Night Sins - die Mörder sind unter uns"). Es war ein spannender Film, aber das Ende hat mich etwas enttäuscht:
Der Film war zwei Filme. Weil das Buch so lang und inhaltsreich ist, wurden da zwei Filme raus gemacht. Der erste endete eigentlich genau richtig: Der verschwundene Junge ist noch verschwunden, die einzige Spur hat sich erledigt, doch als Lichtblick bekommt die Mutter einen Anruf, in dem sie die Stimme ihres Sohnes hört.
Der zweite Film endet etwas komisch: Der Fall ist nicht ganz gelöst, es fehlt noch etwas. Es ist nicht alles abgeschlossen. Die Ermittler wissen zwar, was passiert ist, aber eine Person verbleibt im Dunkeln (Ich will nicht zuviel spoilern). Im Prinzip müsste man noch einen weiteren Teil haben, um die Geschichte komplett zu beenden.
Es gibt keinen dritten Teil.
und mein Gedanke zu der Zeit war: "Ihr hattet jetzt drei bis dreieinhalb Stunden Zeit (je nach Schnitt, die VOX-Fassung schien mir gekürzt), die Geschichte darzustellen - und endet dann doch letzlich ohne Auflösung?"
Zu der Zeit habe ich dann mal etwas weiter gesucht; herausgefunden, dass es ein Originalbuch gibt und dass es eine Fortsetzung des Originalbuches gibt - welche nicht verfilmt wurde. Die Fortsetzung will ich lesen, aber somit wollte ich auch das Originalbuch haben.
Grundgeschichte:
Ein kleiner Junge verschwindet. Klingt zunächst trivial, aber aus der Perspektive der Mutter ist das ein SuperGAU. In der Gemeinschaft der kleinen Stadt (this is Deer Lake, kids don't get abducted here) wirkt das undenkbar und umso schrecklicher - zumal sich schnell herausstellt, dass er entführt wurde. Der oder die Entführer hinterlassen eine Tasche mit einer kryptischen Nachricht, aber keinerlei Lösegeldforderung oder ähnlichem.
Das macht es noch schlimmer: Wenn Dein Kind entführt wird und Du bekommst eine Lösegeldforderung, weißt Du zumindest, dass Dein Kind in den Händen eines Menschen ist, dessen Motive - Geld - verständlich sind. Wenn Du allerdings keinerlei Motive siehst oder sie absolut nicht nachvollziehbar sind, drängt sich "Perverser" oder "Psychopath" auf - jemand, der Deinem Kind so fern wie nur möglich sein sollte. Und jemand, den Du in der Stadtgemeinschaft niemals vermutet hättest - schließlich ist Deer Lake doch eine kleine, heile Welt...
Zu der Zeit ist Megan O'Malley gerade in der Stadt eingetroffen, die erste weibliche Agentin des Bureau of Criminal Apprehension. In einer altmodischen Kleinstadt muss sie also erst einige Mauern niederreißen, um akzeptiert zu werden. Dass sie sich im ersten Moment in den Cop verliebt, der den Entführungsfall leitet, verkompliziert die Sache und wird noch den einen oder anderen Rückschlag bringen (soweit habe ich noch nicht gelesen). Es stellt sich heraus, dass einige der Stadtbewohner ihre Geheimnisse haben und da erst einige Dinge ans Licht kommen müssen, bevor überhaupt Verdächtige gefunden werden können.
ich bin noch nicht weit im Buch, aber schon weit genug, um zu verstehen, warum Tami Hoag als Krimiautorin stellenweise gepriesen und stellenweise verflucht wird. Die Beziehung zwischen Megan und Mitch wirkt mir etwas zu deutlich und etwas zu schnell in den Weg gestellt, aber abgesehen davon gefällt mir die Schreibweise - wie man sich schnell in die Charactere einfindet, auch wenn die Perspektive wechselt. Die Atmosphäre ist bedrückend - wie es auch sein sollte und auch wenn ich die Story durch den Film schon kenne, bin ich sehr gespannt, wie die Geschehnisse beschrieben werden.
Ein besonders schöne Textstelle fand ich schon ganz zu Beginn (Seite 13 von mehr als 500) und ich wollte sie Euch nicht vorenthalten; sie ist zumindest ein schönes Beispiel für die Schreibweise, die dieses Buch durchzieht:
They worked on Ida Bergen for forty minutes, pulling her out of the clutches of death, only to lose her again ten minutes later. They worked the miracle a second time, but not a third.
(...)
She went through the routine in a low monotone, feeling on autopilot, numb with exhausion, crushed by depression. As a doctor, she had cheated death time and again, but death wouldn't let her win every time and she never learned to be a gracious loser. The adrenaline that fueled her through the crisis had vaporized. A crash was imminent. Another familiar part of a routine she hated.
Ida Bergen ist zu dem Zeitpunkt relativ irrelevant zum Plot, von daher sehe ich das nicht als Spoiler an, dass sie stirbt (Spoiler werde ich in dieser Reihe markieren und auch nie im ersten Beitrag posten).
Grüße,
TCC