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Jordan Cray - Danger.com@9//Shiver/(Der Geist)

11. September 2010 16:43

Hallo,

Buch Nummero Neun, eine Reihe geht zu Ende..

Autor: Jordan Cray

englischer Name: Danger.com@9//Shiver/
deutscher Name: Danger.de@8//Der Geist/
ISBN: 0-689-82384-3 (englisch)
ISBN: 3-473-58155-0 (deutsch)

aus irgendwelchen Gründen wirkt mein deutsches Exemplar von Buch 9 weitaus dicker als die anderen deutschen Exemplare. Seltsamerweise hat aber Buch1 mehr Seiten als Buch9 - scheinbar anderes Papier. Wirkt nur irgendwie fehlinterpretierbar im Regal.

Zum Namen: Der englische Titel passt mal wieder perfekt und direkt mehrfach; Shiver ist sowohl das Zittern in der Kälte als auch die Gänsehaut, die einen überkommt, wenn man glaubt, dass Übernatürliches am Werk ist oder sich ein Mörder im gleichen Haus oder gar im gleichen Zimmer befindet.
Der deutsche Titel deutet an, dass es in der Geschichte tatsächlich spukt oder eine totgeglaubte Person noch die Finger im Spiel hat. Es kann auch ein "Geist aus der Vergangenheit sein". Insgesamt könnte ich mir den deutschen Titel als Überschrift eines Kapitels vorstellen, nicht jedoch als Fronttitel für ein Buch.

Wie bin ich zu diesem Buch gekommen:
Quasi in einem Block mit den anderen Büchern der zweiten Staffel der Serie.

Bevor ich mehr zu diesem Buch erzähle, möchte ich gerne etwas anderes erklären.
Sicher haben viele schon einmal den Kinderreim "Zehn kleine Negerlein" gehört, bei dem Strophe um Strophe die Zahl schrumpft. Mehr oder weniger witzig wurde das in viele andere Bereiche übersetzt und kann sich auf "zehn kleine <whatever>" beziehen. Hauptsache, es reimt sich schön.

Allerdings ist das auch der Titel eines Buches von Agathe Christie (Da der Titel nicht sehr politisch korrekt ist, ist das Buch besonders später unter "Und dann gabs keines mehr" zu finden).
Selbst, wenn man das Buch nicht gelesen hat, sollte einem die Grundidee bekannt vorkommen:
Wir haben eine kleine Gruppe von Personen, die sich an einem abgeschiedenen Ort befindet und immer weiter dezimiert wird - während die einzelnen Personen versuchen, herauszufinden, warum immer mehr von ihnen verloren gehen.

Das klingt nach dem einen oder anderen Horrorschocker, nach verschiedenen Krimis und ist schon in dieser Grundform eine sehr gute Idee: Wenn die Verbündeten dahinscheiden, wird man immer alleiner. Die Abgeschiedenheit verhindert eine Flucht, aber auch, dass Hilfe oder grundsätzliche Personen dazu kommen. Wenn dann langsam der Verdacht aufkommt, dass in Wirklich einer der Verbündeten der Täter ist, hat man eine fröhliche Misstrauensrunde, in der Jeder jeden beobachtet und verdächtigt. Natürlich könnte der Täter dann auch keiner der Verdächtigen sein. Es könnte jemand sein, der bereits tot schien. In Geistergeschichten kann es jemand sein, der bereits tot ist. Es könnte sein, dass man doch nicht so abgeschieden ist. Es könnte sein, dass das ein Spiel auf einer größeren Skala ist.
Die Geschichte muss sich nicht über mehrere Tage oder Wochen hinziehen, selbst mit der Beschreibung eines Abends und einer Nacht kann man ein Buch füllen. Durch die zeitliche Limitierung lässt sich zusätzlicher Druck aufbauen: Wenn am nächsten Morgen die Fähre wieder fährt, könnte der Täter unerkannt entkommen. Wenn man erfährt, dass der Täter seine Opfer töten möchte, "bevor die Glocke das siebente Mal ertönt ist" und es bereits sechs Uhr dreißig ist, ist Panik nicht mehr fern.
Es gibt so viele mögliche und spannende Wege für die Handlung und alle resultieren aus dieser einfachen Grundidee.

Besonders erwähnen muss ich da den Film "Identität". Als ich den das erste Mal gesehen habe, fand ich ihn schrecklich, aber im Rückblick scheint er mir doch weitaus besser. Bonuspunkte gibts dafür, dass eine der Personen sogar die Geschichte von Christie kennt und erwähnt.

Was hat nun diese Grundidee mit "Shiver" zu tun?

In "Shiver" treffen sich sechs Schauspielschüler vor einem größeren Seminar zu einem gemeinsamen Wochenende in einem alten Landhaus auf einem Berg. Sie kennen sich unterschiedlich gut, die vier Jungs haben sich im Theatercamp kennengelernt; die beiden Mädchen kamen später mit in den Chat. Samstag nacht fällt die Heizung aus; Drinnen ist es etwa so kalt wie draußen - wo Schnee fällt.
Die Mutter (einzige Erwachsene) macht sich auf, um in der Stadt unten nach jemandem zu suchen, der helfen kann. Sie meldet sich später telefonisch, dass die Strecke zum Haus gesperrt ist. Dann fällt der Strom aus. Dann fällt das Telefon aus.
Riley Tulane - der Erzähler - erfährt schon sehr früh, dass die freundschaftliche Atmosphäre aus dem Chat nicht in seinen Kollegen wiederzufinden ist.
Noch am Samstag verschwindet der erste Junge und als Riley ihn draußen sucht, findet er ihn leblos - inklusive Messer und Blut. Zumindest ist hierbei noch ein Körper aufzufinden. Es verschwinden später noch mehr, ohne dass man eine Leiche findet. Zudem gibt es eine düstere Geschichte zu dem Landhaus - von Betrug, Unfällen und Tod. Es heißt, dass die Geister immer noch das Gebäude durchspuken.
Die verkleinerte Gruppe findet heraus, dass sich möglicherweise noch eine weitere Person eingeschlichen hat - die im Chat sehr unsanft behandelt wurde. Zudem hat diese Person es um vier Leute nicht geschafft, in das Seminar zu gelangen. Sollten aus der Gruppe aber vier Personen "verschwinden", wäre sie drin. Das könnte natürlich zu stark schwankenden Bündnissen führen, tut es im Buch aber nicht. Zumindest aber scheint damit die Idee des Übernatürlichen wieder weniger wahrscheinlich - solange man davon ausgeht, dass die Person wirklich da ist. Später gibt es Informationen, die stark dagegen sprechen.

Kritik:
Kann man eine Spuk/Grusel/Thriller-Geschichte mit danger vermischen? Wie so vieles in der zweiten Staffel ist das ein interessantes Experiment - und es scheint mir sehr gut gelungen. Sicher hätte man die Grundidee auch anders umsetzen können - mehr und mehr Leute einer eingeschworenen Gruppe verschwinden spurlos aus einem Chatraum - aber das Landhaus funktioniert auch sehr gut und da es sich dabei um Schauspielschüler handelt, ist man etwas von der Idee der extremen Nerds entfernt.
Eventuell könnte man argumentieren, dass die Personenanzahl sechs (oder sieben oder acht *G*) für ein solches Szenario nicht ganz ausreicht und in der Tat scheint das etwas knapp zu sein.
Der größte Kritikpunkt könnte aber wieder der Übliche sein: Abgeschieden auf einem Berg ohne Strom und Telefon - da ist nicht viel mit Internet. Wieviel danger.com kann da überhaupt drin sein?
Die Leute haben sich real kennengelernt, dann einen Chat gegründet und dort dann weitere Mitglieder gefunden - und sich einen potenziellen Feind gemacht.. In der Abgeschiedenheit der Landhütte müssen sie dann die Auswirkungen ihrer Fehler spüren. Als irgendwann Strom und Telefon wieder geht, bringt eine Netzkommunikation dann die Auflösung und auch die Rettung.
Wenn man sich damit anfreundet, dass die Bücher eher ein "die Geister, die ich rief" als Gefahr aus dem Internet zeigen, kann man das schon als passend bezeichnen - auf der anderen Seite aber auch das Internet in alle aktuellen Bücher einbauen - es ist ein Teil der Kultur geworden. Wenn man akzeptiert, dass die Charaktere nicht alle fünf Minuten Mails schreiben oder einen Chat besuchen, wird man an dem Buch sicher seine Freude haben.

I went out into the hallway. Is was dark and empty. All the oil lamps we'd lit had gone out.
Or someone had blown them out.
My flashlight began to flicker. I shook it, and the light went out completely.
Have you ever stood in a completely dark hallway in a house where people were disappearing, one by one, and your friend has been murdered?

Die Eingangshalle war dunkel und leer. Alle Öllampen waren ausgegangen.
Oder jemand hatte sie ausgeblasen.
Das Licht meiner Taschenlampe begann zu flackern. Ich schüttelte sie - im nächsten Moment ging sie ganz aus.
Habt ihr jemals in der stockdunklen Halle eines Hauses gestanden, in dem ein Mensch nach dem anderen verschwindet und zuvor einer eurer Freunde ermordet wurde?

Riley spricht den Leser häufiger direkt an. Ich denke, dass das der Geschichte nicht schadet.

You have no idea how hard it is to run through a blizzard. Especially if you are imagining a maniac chasing you with a bloody knife. Don't ever try it.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie anstrengend es ist durch einen Schneesturm zu rennen. Besonders, wenn man das Gefühl hat, von einem Irren mit einem blutigen Messer in der Hand verfolgt zu werden. Versucht es lieber erst gar nicht.

Man könnte da jetzt ein wenig von Annies Zynismus reindeuten, allerdings finde ich, dass das bei Riley nicht so gut funktioniert.

Okay. Here's the situation. I'm going to be totally up front with you, except in the places where I might lie a little to make myself look better.

Okay. Die Sache ist die: Ich werde jetzt total offen zu euch sein - außer natürlich dann, wenn ich ein bisschen lüge, um besser darzustehen.

Ehrlich ist ehrlich..

As a matter of fact, there was one particular deep, dark secret I wasn't sharing with the group. My biggest success that year had been in A Midsummer Night's Dream.
What's the problem? Shakespeare is heavy stuff, right? I should be proud.
Here's the problem: I played Titania, Queen of the Fairies. As I mentioned, I go to an all-boys school. Occasionally, we do a production without any girls from neighboring boarding schools. My performance as Titania got a rave, but I decided to deep-six that particular review.

Allerdings hatte ich tatsächlich ein dunkles Geheimnis, von dem ich den anderen in der Gruppe nichts erzählte. Dieses Jahr war mein größter Erfolg eine Rolle in A Mid-summer Nights's Dream gewesen.
Warum das ein Problem sein soll? Shakespeare gehört schließlich in den Olymp der Theaterwelt. Ich konnte also stolz sein.
Nun, das Problem ist Folgender: Ich spielte Titania, die Königin der Feen. Und wie ich bereits erwähnt habe, besuche ich ein Jungeninternat. Die Produktionen unserer Theatergruppe bestreiten wir größtenteils allein, das heißt einige von uns müssen Frauenrollen übernehmen. Und meistens bin ich einer der glücklichen Auserwählten. Mein Auftritt als Titania erhielt zwar eine begeisterte Kritik - aber was hatte ich davon?

Ich merke erst jetzt, dass die deutsche Übersetzung sich hier etwas mehr Freiheit herausnimmt. Damit will ich die Übersetzung aber keineswegs verdammen.

Damit ist dann die Danger-Reihe auch zu Ende. Es gibt keinen zehnten Teil. Seit Buch neun sind zwölf Jahre vergangen und damit ist unwahrscheinlich, dass da noch etwas kommt. Sucht man nach "Jordan Cray", findet man hauptsächlich die Danger-Bücher, stellenweise auch ohne die "Danger"-Verknüpfung (z.B. "Das Killervirus" ist danger8), in neuer Rechtschreibung, in verschiedenen Sprachen... Allerdings taucht da auch ein "Felicity Pilot" auf, zu dem ich aber bis auf den Amazon-Eintrag keine Informationen finde.
Stellenweise hege ich auch den Verdacht, dass "Jordan Cray" ein Pseudonym ist und möglicherweise sogar für mehrere Autoren steht - man mag hier die Stile der Bücher vergleichen. Es ist auch irgendwie verdächtig, dass man nichts genaueres über diesen Autor herausfinden kann; Der Verlag, der die englischen Bücher zur Zeit rausgibt, antwortet nicht auf Mail,... Nach der zwölften Google-Seite breche ich langsam mal ab und bemerke nur noch belustigt, dass die Kritiken hier ebenfalls schon indiziert sind..

Persönlich finde ich schade, dass die Reihe nicht fortgeführt wurde - man hätte sicherlich einige Charaktere nochmal unter die Lupe nehmen können, mit der universellen Internet-Prämisse kann man ebenfalls eine Menge Geschichten schreiben. Der Stil ist schön und auch wenn manchmal die Glaubwürdigkeit darunter leidet und manche Bücher unter der Lupe betrachtet etwas schwächer sind, kann ich die komplette Reihe nur weiterempfehlen.

Grüße,

TCC

11. September 2010 16:43

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