Jordan Cray - Danger.com@2//Firestorm/ (Das Attentat)




Schriftliche Werke großartiger Schreiber

Jordan Cray - Danger.com@2//Firestorm/ (Das Attentat)

Beitragvon TCCPhreak » 29. März 2010 18:23

Hallo,

kommen wir nun zu dem zweiten Buch - welches mittlerweile auch schon wieder komplett gelesen ist. Vielleicht ist das nun auch ein guter Zeitpunkt, um zu erwähnen, dass man die etwa 200 Seiten eines Buches auch recht gut und schnell lesen kann - insbesondere, weil sie gegen Ende sehr spannend werden und man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Autor: Jordan Cray
englischer Name: Danger.com@2//Firestorm/
deutscher Name: Danger.de@2//Das Attentat/
ISBN: 1416998462 (englisch)

Der deutsche Name scheint mir hier erheblich passender als bei "Der Albtraum". In diesem Buch geht es wirklich um ein Attentat. Dennoch klingt der englische Name wieder bissiger. Hier geht es um Feuer und Sturm - sehr wilde Elemente.

Wie bin ich zu diesem Buch gekommen: Siehe erstes Buch. Auf den ersten Seiten war ich noch etwas enttäuscht, dass Jonah aus dem ersten Buch komplett vergessen ist und wir einen neuen Helden haben, aber daran musste ich mich halt gewöhnen.

Inhalt:
Randy Kincaid ist eigentlich kein Computerfreak. Er surft eigentlich eher auf Wasser oder mit Skateboard auch über Land. Trotzdem hat er keine großen Einwände, als sein Vater ihm "zum Lernen" einen Laptop schenkt. Es verirrt sich etwas Cola in die Tastatur und zur Reparatur überlässt er den Rechner Maya Bessamer - der örtlichen Computernerdin - ,die den Laptop repariert, Randy aber auch teuer dafür bezahlen lässt.

Als SurferDude Randy das nächste Mal den Rechner einschaltet, findet er ein neues Icon auf dem Desktop. Frei nach "Meine Neugierde wird mich irgendwann noch ins Grab bringen - ich bin gespannt, was mich dort erwartet" klickt er es an und findet sich in einem Chatroom wieder. Die Leute dort reden über die langweiligsten Themen, die man sich nur vorstellen kann und würde "SwampFox" sich nicht mit "19/f" vorstellen, wäre er schnell wieder weg.

Am Ende des Abends wird es dann seltsam - außergewöhnlich buchstabierte Scherze machen die Runde, eine Telefonnummer wird genannt - die nicht funktioniert - und am nächsten Morgen liest Randy in seiner Zeitung, dass es ein Bombenattentat gab. Unheimliche Gemeinsamkeiten zwischen dem Joke und dem Attentat schiebt er auf zuviel Abwesenheit vom Meer - es regnet in Strömen.

Als Randy sich das nächste Mal einschaltet, ist die Diskussion ebenfalls wieder auf ZZZzzz...-Niveau. Doch es gibt wieder einen komischen Spruch, eine falsche Telefonnummer - und am nächsten Tag ein Bombenattentat in der Zeitung.

Randy ist nun überzeugt, dass er einer Verschwörung auf der Spur ist und dass im Channel die Hinweise dazu ausgetauscht werden. Tatsächlich knackt er Teile des Codes, kommt aber dann nicht weiter vorwärts. Er holt Maya mit ins Boot - schließlich hat sie ihm das Icon eingebrockt und irgendwoher muss das Icon ja kommen. Sie probieren, sich anonym mit der X-Posse - wie sie sie nennen - anzufreunden und ködern einen Abgesandten zu einem Restaurant, damit Maya dort unauffällig ihren Ex-Kunden (sie versorgt nicht nur Schüler, sondern auch Unternehmen der Umgebung) erkennt.

Nach diesem Treffen ist Randy klar, was ihm Maya bedeutet und dass er in der X-Posse keine Freunde hat. Den Kontakt zum FBI scheut er, als er über Sofortnachricht gesagt bekommt, welche Waffelsorte seine kleine Schwester gerade in der Hand hat - sie haben ihn gefunden.

Seine einzige Chance, jemals wieder ruhig schlafen zu können, besteht darin, selber die X-Posse auffliegen zu lassen - doch dazu braucht es Anhaltspunkte...


Meine größte Kritik an dem Buch? Sprecht mich nicht auf "Realismus" an. Für meinen größten Kritikpunkt muss ich noch nicht einmal groß spoilern.

Kennt Ihr die Zahl i? Die Zahl i ist die Wurzel aus -1. Jetzt gibt es natürlich einen Aufschrei, schließlich lernt man in der Schule, dass man aus negativen Zahlen keine Wurzel ziehen kann. Das stimmt - zumindest zum Teil. Deswegen heißt i auch die "imaginäre Einheit".
Trotzdem kann man mit i rechnen. Einige Rechnungen werden damit einfacher, andere sind erst damit möglich - und das ist irgendwie schon "magisch". In "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" vergleicht Törleß das damit, über eine Brücke zu gehen, welche nicht nur unsichtbar ist, sondern gar nicht existiert - und trotzdem kommt man auf der anderen Seite an.

Mit diesem Buch verhält es sich ähnlich. Der absolute Grundboden ist i. Alles, worauf diese Story aufbaut, existiert bei genauerem Hinsehen nicht. Trotzdem funktioniert die Geschichte, man kommt bei einer spannenden Geschichte an.
Mal im Ernst: Welche Terrororganisation spricht sich in einem öffentlichen Chatroom ab und streut dort kleine Hinweise? Da macht man sich einen Query auf oder schickt eine verschlüsselte Mail. Ein öffentlicher Chat mag zur "Rekrutierung" eine gute Idee sein, aber das Kerngeschäft muss man im Verborgenen machen.

Ursprünglich wollte ich hier schreiben:
und mit unrealistisch meine ich noch nicht einmal, dass ein Mädchen der Computernerd ist und ein Junge computertechnisch auf Maya angewiesen ist

doch inzwischen hab ich da noch mehrfach drüber nachgedacht. Maya mag zwar die angesehenste Geekin der Umgebung sein (was insbesondere später noch deutlicher wird), aber wenn man ihre Leistungen betrachtet, fragt man sich, wie sie sich diesen Ruf verdient hat. Im Verlaufe des Buches stellt sie kaum derartige Fähigkeiten zur Schau - allenfalls zeigt ihr Rang, wie das allgemeine Computer-Niveau der Umgebung ist.
Immerhin schafft sie es, vertrauliche Daten eines Kunden auf den Desktop eines anderen Kunden zu übertragen. Erwähnte ich schon, dass sie bei letzterem nur die Tastatur reinigen sollte? Die Festplatte wird dabei allenfalls zum "Kontroll-Hochfahren" angeworfen, aber sonst fällt mir kein Grund ein, wieso sie da irgendwas drauf lesen oder schreiben sollte.
Selbst wenn sie mit dem süßesten Lächeln "Glitches happen" sagen würde, wäre Maya Bessamer _nicht_ der Mensch, dem ich meine Technik anvertrauen würde. Ich weiß gar nicht, aus wessen Perspektive ich besorgter sein sollte - als derjenige, dessen Firmendaten versehentlich kopiert werden - oder als derjenige, auf dessen Festplatte sie rumspielt, wenn sie nur die Tastatur reinigen soll. Aber ich will jetzt nicht noch länger auf ihr rumhacken - schließlich erfährt sie noch ein Schicksal, welches sie - trotz allem - nicht verdient.

Auch der Code, den die X-Posse zur Verschlüsselung nutzt, ist absolut lachhaft. Ich gebe zu: Damit macht man aus dem Buch ein kleines Rätsel... Aber in der Realität würde man was sicheres mit Schlüssel nehmen.

Wie gesagt: Das ist das große Problem: "in der Realität". In der Realität könnte diese Geschichte so gar keinen Anfang nehmen. Im Buch tut sie es und wenn man erstmal darüber hinweg ist, kann man das Buch auch genießen.

Ich mag die Art und Weise, wie Maya subjektiv portraitiert wird. Randy kann sie zu Beginn absolut nicht leiden. Er macht sich darüber lustig, dass sie so klein und ein Fliegengewicht ist - und er kann absolut nicht verstehen, wie sich irgendjemand in sie verlieben könnte. Im Verlaufe des Buches - insbesondere, als er sich länger mit ihr beschäftigen muss - ändert sich dieses Bild und er lernt neue Seiten an ihr kennen. Er will zwar zwischendrin nicht, dass seine Familie glaubt, sie wäre seine Freundin - aber er achtet auf ihre verschiedene Arten, zu lächeln; er gibt zu, dass ihre Scherze über ihn ihn selbst auch halb zum Lachen bringen; er stellt aus nächster Nähe fest, wie "delicate" sie wirklich ist und wie ihr Haar riecht. Er nimmt nie in den Mund, dass er "verliebt ist" oder sie "liebt", aber für den Leser gibt es daran keinen Zweifel mehr... Bis es dann vorbei ist.

I just stared at her. She probably weighed about ninety pounds dripping wet. And here she was, raring to go toe-to-toe with a terrorist.

Ich starrte sie fassungslos an. Sie kam wahrscheinlich kaum auf 40 Kilo, selbst wenn sie klitschnass war. Und trotzdem war sie total wild darauf, sich mit einem Terroristen anzulegen.


My mouth was against her shirt. I had just enough time to register how small and delicate her waist was. My hands could have spanned it. I could feel the heat of her skin through her thin shirt.

Suddenly, I felt spacey and confused. Nerves.

Mein Gesicht war gegen ihr T-Shirt gedrückt. Ich hatte gerade genug Zeit festzustellen, wie schlank und zierlich ihre Taille war. Ich hätte sie mit meinen Händen umfassen können. Durch den dünnen Stoff ihres T-Shirts konnte ich die Wärme ihrer Haus spüren.

Plötzlich war ich total konfus und verwirrt. Die Nerven.


Maya leaned toward me, so close I could smell her soap. Which didn't smell like Tide, you might be surprised to hear. It smelled like ... lilacs, or grass, or something. Maybe I was smelling the lawn.

Maya lehnte sich zu mir rüber. Sie kam mir so nah, dass ich ihre Seife riechen konnte. Und sie roch gar nicht schlecht. Vielleicht überrascht euch das, aber sie roch wie ... Flieder oder Gras oder so. Na ja, vielleicht hatte ich nur den Geruch des Rasens in der Nase.

Right before my eyes, Maya had turned from a tired kid into an avenger. I sure wouldn't want to meet up with her in a dark alley.

Maya hatte sich vor meinen Augen von einem müden Mädchen in eine Rächerin verwandelt. So würde ich sie echt nicht nachts auf der Straße treffen wollen.

Zudem ist das Buch sehr spannend geschrieben; gerade gegen Ende spitzt es sich sehr zu - wie es sich gehört. Allerdings gibt es hier auch wieder einen Moment, der bei näherem Nachdenken einfach nur blöd von böser Seite ist. Es gibt zwischendrin einen Moment, der regelrecht unheimlich ist - wenn man sich auf einmal an den Anfang erinnert - den ich aber auch nicht spoilern möchte.

Ich wollte hier ursprünglich schreiben, dass im Gegensatz zum ersten Buch hier Leute sterben (falls man es sich nicht eh schon gedacht hat) - bis mir dann einfiel, dass auch das erste Buch nicht ganz todesfrei ist. Um allzustarke Spoiler (zu @1 oder zu @2) zu vermeiden sag ich daher nur, dass es hier stärker und schmerzhafter auffällt (und ich das aus dem ersten Buch wahrscheinlich deswegen vergessen hatte).

An dieser Stelle will ich jetzt auch nicht mehr dazu schreiben (eventuell später, wieder im spoiler-post) und nur dazu raten, sich das Buch zuzulegen und zu lesen. Ist man erstmal über den "Wurzel-Minus-Eins"-Punkt hinweg, ist es ungeheuer spannend.

Grüße,

TCC

(2010-04-14: deutsche Zitate)
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